Übergang

Sie stehen auf der Brücke, die über den Grenzbach führt. Die eine auf bayerischer, die anderen auf österreichischer Seite. Reichen sich gegenseitig, über die rot-weiß-gestreifte Absperrung hinweg, ihre gefüllten Körbchen.

Osternesterl-Übergabe meiner Schwestern für die Patenkinder. Im Corona-Jahr.

Die Schwester drüben, auf deutschem Boden, bricht kurz in Tränen aus. So unwirklich, wie aus einer anderen Zeit, ist diese Situation. Sie sagt, ihr war noch nie so bewusst wie in diesem Moment, dass sie in einem anderen Land lebt.

Diese Grenze, die zwischen uns liegt, gab es in den vergangenen 30 Jahren nicht. Bedenkenlos sind wir hin und her gefahren. Zum Einkaufen, Arbeiten, Essen, Schwimmen, Besuchen. Für Ausflüge, Urlaube, Wanderungen.

Und nun?

Schlagartig sind wir eingeschränkt, abgegrenzt, getrennt.

Wir müssen Abstand halten.

Voneinander und füreinander.

Wir alle.

Gerade jetzt schätze ich das Verbindende, das Brücken haben.

Gerade jetzt schätze ich die Zeit, die wir haben, um neue Brücken entstehen zu lassen.

Brücken, die uns neue Zugänge, andere Eingänge, notwendige Übergänge eröffnen.

Zeit, um wieder in die Gänge zu kommen.