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Experiment mit Kartonzylindern

...aus der Rubrik "kleinkariert"...

Ich habe gerade einen kleinen Feldversuch am Laufen. Das Feld, das ich dabei unter die Lupe nehmen möchte, ist nicht viel größer als ein Quadratmeter.

 

Die Fragestellung lautet:

Wie viele Klopapierrollen lassen sich in unserem WC stapeln, bis jemand aus der Familie auf die glorreiche Idee kommt, diese im Altpapier zu entsorgen?

Ich persönlich bin von der Teilnahme an dieser Studie logischerweise ausgenommen, da ich ja die Versuchsleitung innehabe. Auch die Töchter, die nur alle paar Wochenenden daheim sind, werden nicht als Testpersonen herangezogen.

 

Was mich zu diesem Experiment veranlasst hat?

Die unangenehme Erkenntnis, dass ich in unserer Familie ein Amt ausübe, das ich ungefragt und ohne vorherige Absprache zugeschanzt bekommen habe, oder mir vielleicht sogar selbst zugeschanzt habe:

Ich bin die alleinige Klopapierrollen-Beauftragte.

Das heißt in der Praxis, dass ich die bin, die fortwährend die leeren Kartonzylinder aus dem Lokus wegbringt.

Wenn ich es nicht mache, macht es niemand.

 

Die Erfahrung zeigt, dass meine männlichen Mitbewohner im Haushalt alles können und bei entsprechender Ansage auch erledigen.  

Bei der Automatisierung (kommt aus dem Griechischen und heißt so viel wie "sich selbst bewegend") brauchen sie hin und wieder einen Wink mit dem Zaunpfahl.

Sie sehen einfach nicht, was getan werden sollte und geben das auch unumwunden zu.

Ich solle doch bitte klar sagen, was zu tun wäre, meinen sie, wenn ich mal wieder grantig herumlamentiere.

 

Diese Forderung verstehe ich bis zu einem gewissen Grad, denn schließlich können sie weder meine Gedanken noch meine Vorstellungen lesen.

Ich musste erst lernen, deutlich auszusprechen, was ich möchte. 

Mittlerweile gelingt mir dieses Delegieren schon recht gut.

 

Bei den nackten Rollen, die auf dem WC-Boden herumkullern, hört mein Verständnis jedoch auf. Da lasse ich keine Ausrede gelten.

Man muss sie doch sehen, diese Rollen, die da rollen, außer man hat Tomaten auf den Augen.

Soll ich etwa jedes Mal, wenn wieder 150 Blatt heruntergewickelt wurden, ausdrücklich darauf hinweisen, die Überreste zum Altpapier zu werfen?

Und als strenge und zeternde Kartonrollen-Wächterin ständig vor der Tür stehen, wenn einer das stille Örtchen verlässt?

 

Ich will nicht, dass es so weit kommt.

Und ich will auch nicht mehr die alleinige Klopapierrollen-Wegräumerin sein.

Daher habe ich meine Karriere als Feldversuchs-Studienleiterin gestartet.

Wie lange ich dieses wissenschaftliche Arbeiten durchhalten werde, kann ich nicht sagen.

Jedenfalls werde ich zur Hoch-Staplerin, zur Kartonrollen-Hochstaplerin. Momentaner Stand: 19.

Bis der Plafond erreicht ist, haben noch viele Platz.

Bleibt nur zu hoffen, dass nicht eher ich durch die Decke oder zur Altpapierkiste gehe. 

 

  © Carmen Wurm

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